zum Hauptinhalt
Florian Wirtz wurde im Sommer zum deutschen Rekordtransfer.

© IMAGO/Shutterstock/IMAGO/Ryan Browne/Shutterstock

Viele Superstars, keine Erfolge: Das sind die Gründe für Liverpools Krise

Nach der Niederlage gegen Manchester United steckt der FC Liverpool in seiner schwierigsten Phase seit dem Amtsantritt von Arne Slot. Was läuft schief beim Englischen Meister?

Stand:

So richtig aufgeregt wird Arne Slot selten. Der Trainer des FC Liverpool gilt als eher sachlicher Mensch, der sowohl an der Seitenlinie als auch im Interview seine Emotionen meist im Griff hat.

Auch am Sonntag sprach Slot bei der BBC mit ruhiger Stimme. Nur am Inhalt seiner Aussagen konnte man den Ernst der Lage erkennen. „Wenn man vier Spiele in Folge verloren hat, muss man sich Sorgen machen“, sagte er.

Am Mittwoch gastieren Slot und seine Mannschaft in der Champions League bei Eintracht Frankfurt (21:00, Dazn) und am Main darf man sich leise Hoffnung auf einen famosen Sieg machen. Denn der große FC Liverpool erlebt gerade ein historisches Tief. Am Sonntag verlor er zum ersten Mal seit 2016 zu Hause gegen den Erzrivalen Manchester United und kassierte damit erstmals seit elf Jahren die vierte Pflichtspielniederlage in Folge. Sollten die Reds auch in Frankfurt verlieren, wäre das ihre längste Pleitenserie seit 1953.

Der Kontrast zur vergangenen Saison, als Liverpool fast unangefochten zur Meisterschaft walzte, könnte kaum größer sein. Nach den vielen teuren Neuverpflichtungen im Sommer hatte man eigentlich erwartet, dass es in dieser Saison nur besser wird. Stattdessen rangiert Liverpool in der Premier League nun vier Punkte hinter Spitzenreiter Arsenal und steht seit der Niederlage gegen Galatasaray auch in der Champions League unter Druck.

Probleme deuteten sich schon früh an

Nun macht eine Negativserie noch lange keine Strukturkrise und in beiden Wettbewerben hat Liverpool Zeit, den Rückstand wiedergutzumachen. Andererseits waren die Probleme nicht erst in den vergangenen Wochen zu bemerken. Schon am Anfang der Saison, als die Ergebnisse noch stimmten, wirkte Slots Mannschaft verstimmt und konnte meist nur mit dem nötigen Glück gewinnen.

Was läuft also schief bei den Reds? Was ist aus dem Glanz des Vorjahrs geworden? Und wie sehr muss sich Arne Slot tatsächlich Sorgen machen?

Schon im Frühling hatten sich Probleme eingeschlichen

Langfristig gesehen kommt die Krise der Roten nicht völlig aus dem blauen Himmel. Schon im Frühling hatten sich einige Probleme eingeschlichen, und von den letzten 11 Pflichtspielen der vergangenen Saison gewann Liverpool nur vier. Dennoch hat die aktuelle Krise seine Wurzeln vor allem in diesem Sommer, als die Slot-Revolution endlich im Ernst begann.

Als der Niederländer 2024 die schwere Nachfolge von Jürgen Klopp antrat, setzte er zunächst auf möglichst viel Kontinuität. In seiner ersten Saison gab es mit Federico Chiesa nur eine, eigentlich sehr bescheidene Neuverpflichtung. Die Rechnung ging auf, die Überleitung von Klopp zu Slot gelang problemlos und Liverpool wurde Meister.

Wenn wir so weiter machen und ein paar kleine Dinge verbessern, dann werden wir anfangen, wieder Fußballspiele zu gewinnen.

Arne Slot, Liverpool-Trainer

Dafür hat der Niederländer in diesem Sommer die Wasser am Mersey umso mehr aufgewühlt. Mit einer taktischen Umstellung von 4-3-3 auf 4-2-3-1 will Slot nun die Mannschaft etwas mehr nach seinen Ideen ausrichten. Gleichzeitig hat der Verein heftig investiert und fast 500 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben.

Von den vielen Neuzugängen haben gerade auch die namhaftesten und teuersten aber bisher nicht überzeugen können. Der 145 Millionen Euro teure Alexander Isak musste sich nach seinem langen Transferstreik bei Newcastle erst einmal wieder auf Niveau bringen. Florian Wirtz, der im Sommer zu deutschen Rekordtransfer wurde, sucht immer noch nach seiner Rolle.

Die bisher einzige Erfolgsgeschichte ist der frühere Frankfurter Hugo Ekitiké, der drei Tore in seinen ersten fünf Spielen erzielte. Seit der Ankunft von Isak hat aber auch er seinen Platz in der Startelf verloren.

Womit der englische Meister nun vor einem Problem steht, der früher eher in Madrid oder Paris zu sehen war. Eine Kaderliste voller Superstars ist das eine. Eine funktionierende Mannschaft ist eben das andere. Gepaart mit der taktischen Umstellung hat das Liverpool eher verunsichert als verstärkt. Das zeigt sich gerade hinten, wo die Abwehr wackelt wie seit langem nicht mehr.

Noch zeigt sich Slot optimistisch. „Auch wenn wir verloren haben, haben wir so viele Chancen kreiert. Wenn wir so weiter machen und ein paar kleine Dinge verbessern, dann werden wir anfangen, wieder Fußballspiele zu gewinnen“, sagte er am Sonntag. Nur muss das ziemlich schnell passieren. Denn sonst hat der Niederländer wohl Grund, sich mal wirklich aufzuregen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })